Aus der Reserve in den Einsatz

Soldat Patrick Menzi erfüllte 2019 nach 10 Jahren seine Dienstpflicht. Nun wurde er aufgeboten, innerhalb von 23 Stunden für die Bekämpfung von CORONA wieder auf Platz zu stehen. Wie es ihm dabei ergangen ist erzählt Menzi im Interview.

Patrick Menzi wurde aus der Reserve aufgeboten und stellt als Fahrer den Transport von Mensch und Material sicher.

Patrick, Du bist aus der Reserve eingerückt, wie ging das?

Natürlich wusste ich durch meine lange WK-Erfahrung von der Mobilmachung und wie diese abläuft. Am 16. März habe ich auf der SRF-News-App gelesen, dass die Armee einberufen wird. Da fiel mir das Herz in die Hose, habe bis zum Mittwoch aber alles wieder vergessen. Am Donnerstag um 11:15 Uhr kam eine SMS. Dort hiess es: «Soldat Menzi, du bist zwar fertig, aber als besten Mann, brauchen wir dich halt nochmals!» Rund 23 Stunden später am Freitag um 10:00 Uhr stand ich in Schötz auf dem Mobilmachungsstandort, habe mein Material gefasst und ab dort ging es los, wie bekannt. Auf mich hat es etwas chaotischer gewirkt als normalerweise, besonders aufgrund der Lage und den ungewohnten Abständen, aber als erfahrener Soldat, der schon viel mitgemacht hat, war das alles Peanuts.

Ich habe mich dafür sehr über jüngere Soldaten amüsiert, die komplett im Loch waren und mit der Situation so überhaupt nicht zurecht kamen. Auch jetzt gibt mir das immer noch Kraft zu sehen, dass jemand noch etwas schlechter «zwäg» ist als ich.

Du hattest nur knapp 24 Stunden Zeit, dich für die Mobilmachung vorzubereiten. Gab es da eine gewisse Hektik beim Packen?

Wenig Hektik, viel Gelächter. Ich habe das Material auch nicht mehr ganz alles komplett an einem Ort. Einiges davon ist definitiv nicht mehr Auffindbar. Normalerweise nahm man einfach mit was man brauchte, irgendwann weiss man ja, was man nicht benötigt, auch wenn das nicht ganz der Norm entspricht. Insofern war alles easy. Das schlimmste war natürlich der Partnerin auf wiedersehen zu sagen, aber auch das wurde nun nach 29 Tagen Dauereinsatz belohnt mit einem wunderbaren zusammenkommen.

Du warst fast einen Monat nicht zu Hause, gab es da Spannungen in der Beziehung oder auch mal kritische Fragen am Telefon?

Nicht wirklich. Mein Unterschied zu vielen, die nun mit mir im Assistenzdienst sind ist, dass ich eine Rekrutenschule ohne Smartphone gemacht habe. Durch Smartphones und die gängige Technologie von Videotelefonie ist man eigentlich gar nicht soweit auseinander, wie man vielleicht wahrnimmt. Wir konnten uns immer gut austauschen und darum fand ich zu Hause nicht einen anderen Menschen vor, sondern einfach einen älteren.

Du Arbeitest bei der Digitec Galaxus AG als Teamleiter  Data Management, wie geht den Arbeitgeber mit deiner Abwesenheit um?

Für die Privatwirtschaft ist es eine grosse Sache. Wenn diese Pandemie nicht auf der ganzen Welt ein Problem wäre, dann wäre es sicherlich auch für meinen Arbeitgeber schwieriger auf mich zu verzichten. Niemand hat Freude daran zu hören, dass es evtl. Ende Juni wird, bis man wieder im Geschäft steht, aber gerade aufgrund des globalen Szenarios ist es ganz ok. Alle müssen hier durch und leisten auf die eine oder andere Art ihren Beitrag – wenn es so ist, kann ich eigentlich gut damit leben.

Helfen in einer globalen Krise – ist man da auch etwas stolz?

Es ist das aller erste mal seit 2009, als ich das erste Mal in die Rekrutenschule eingerückt bin, wo ich eine gewisse Portion Stolz in mir trage, dass ich einer der wenigen in meinem Freundeskreis bin, der effektiv im Militär war. Jetzt bin ich, obwohl bei der «Schoggitruppe» doch noch der wichtigste Typ. Das geht nicht ganz Spurlos an einem vorbei.

Als Fahrer kommst du herum, welche Geschichten erzählst du irgendwann mal deinen Enkeln vom Einsatz «CORONA 20»?

Die epischste Geschichte war wohl, als ich bei Eichhof eine Bestellung abholen musste. Selten soviel Gutes auf einem Haufen gesehen. Wie immer, in der Zentralschweiz ist es einfach schön – man geniesst die fantastischen Aussichten. Als Fahrer hat man den Vorteil, dass man die Leute immer auch auf eine andere Art kennenlernt. Vor allem habe ich immer sehr geschätzt, dass man auch das Kader als Person kennenlernt und nicht nur als Funktion. Das schöne ist auch, dass man als Fahrer manchmal auch einfach etwas weg kommt. Von dem her ist Fahrer eine sehr positive Funktion.

Viele sind wie du aus der Reserve gekommen. Es gibt aber auch einen beträchtlichen Anteil von jungen Soldaten & Kadern. Was ist dein Rat an die Dienstjüngeren?

Es ist alles gar nicht so schlimm, wir leben in unserem sehr abgeschlossenen Mikrokosmos. Meine wertvollste Lektion aus dem Dienst ist, dass man auftragsgetreu arbeiten soll. Immer nach dem Motto: «Don’t be a Dick don’t be an Asshole and life won’t be an Asshole to you».